1976 bin ich als Architekturstudent in Aachen von einem kleinen Herren mit schwarzer Tracht und Hut von der Straße weg in sein Erfahrungsfeld der Sinne eingeladen worden, das er dort im heutigen Dommuseum aufbaute:
Er war bis zu seinem Tod 1984 mein wichtigster Lehrer und Inspirator und hat mich mit spannenden Zeitgenossen bekannt gemacht, die meine Arbeit bis heute prägen.
in meiner langjährigen Berufspraxis gemeinsam mit den Bauherren und Handwerkern, aber insbesondere auch mit eigenwilligen und charaktervollen Altbauten und Standorten, habe ich zahlreiche Menschen und Sachverhalte kennen- und schätzen gelernt
hier eine Auswahl davon:
Vor zwanzig Jahren wurde hier im Aachener Raum das Lehmspritzverfahren entwickelt von einem jungen, engagierten Lehmbauer, Hans-Bernd Kraus ( TLA Technischer Lehmbau Aachen )
Hautnah konnte ich diese faszinierende Technik erfahren und miterleben, wie sie entstand.
Gemeinsam mit Hans-Bernd Kraus dokumentierte ich dieses Verfahren für das Landesinstitut für Bauwesen in Aachen
in meinen Atelier haben wir verschiedene Lehmtechniken angewendet:
temperierte Lehminnendämmungen mit Lehm-Steinputz an den Außenwänden auf aufgepritztem Lehm-Grundputz, Sanierung alter Fachwerkfüllungen mit Lehmputz und Lehm-Finish
( Steinputz von Maroton )
Die Lehm-Finish-Putze von Maroton wurden von Hans-Bernd Kraus entwickelt
nach der Öffnung der Berliner Mauer gab es einen bemerkenswerten Kirchen-Neubau auf dem früheren "Todesstreifen" der Ost-West-Grenze an der Bernauer Straße:
dort, wo früher eine Wilhelminische Backsteinkirche stand, die dem freien Schussfeld weichen musste, errichtete der östereichische Bildhauer und Lehmbauer Martin Rauch die "Kapelle der Versöhnung" aus dem Bauschutt und Lehm, die erste Stampflehmkirche in Westeuropa, für die Evangelische Versöhnungsgemeinde Bernauerstraße
für mich ein großartiges Beispiel einfachster Baustoff-Wahl mit einer sehr alten Verarbeitungstechnik, dem Pisée-Bau ( Stampflehm in Gleit-Schalung )
1979 erschien das Buch des Arztes Hubert Palm Das gesunde Haus, es war eine frühe Zusammenfassung der Themen von Wohnen und Gesundheit
ein Jahr zuvor vollendete ich meine große Studienarbeit ver dem Diplom,
"Materialien und Dokumente zum gesunden Bauen", mit 258 Seiten, es ging dort um Biophysik, Geopathologie, Klimatologie, Luftelektizität, Elektroklimatisierung, großflächige Strahlungsheizung, Klimaphysiologie, Elektrosmog, Holzschutzmittel usw.
es gruselt mich heute, wenn ich mir klarmache, dass seitdem die gesundheitlichen Belange der gebauten Umwelt weit schlechter geworden sind und noch weitaus umweltschädlicher, alles unter dem Tarnmantel des energiesparenden und nachhaltigen Bauens
eine Quelle meiner Recherchen war seinerzeit die Fachschrift Wohnmedizin, die ja erfreulicherweise noch heute
publiziert